St. Lorenz – Nürnberg

St. Lorenz – Nürnberg 1:250 (Thomas Pleiner • Evangelische Kirchengemeinde Nürnberg)
2009 & 2014 • 7 Bogen DIN A3

Von den Anfängen bis zur Reformation.

Der Bauplatz der heutigen Lorenzkirche liegt amRande eines Hanges, der zur Pegnitz abfällt. Dortwurde nach 1138 eine romanische Kapelle errichtet,die St. Lorenz zum Hl. Grab geweiht war und der Pfarrei St. Michael in Fürth unterstand. Im rasanten Aufstieg des Lorenzer Stadtteils sind die Beweggründe für den um 1270 erfolgten Baubeginn einer dreischiffigen hochgotischen Basilika zu suchen, die den Westteil der heutigen Kirche bildet. Die triforiumslose Hochschiffwand im Inneren und das schlichte Strebewerk in rascher Jochfolge am Außenbau lassen dabei einen starken Einfluss der Bettelordensarchitektur erkennen. An zahlreichen Stellen besonders im Ostteil des Langhauses wurden die Bausteine der romanischen Kapelle wiederverwendet. Die Strebepfeiler waren zunächst außen an die Außenwände der Seitenschiffe angesetzt, die in oktogonalen Nebenchorkapellen endeten. Das Mittelschiff schloss, um ein Joch nach Osten verlängert, in fünf Seiten eines Achtecks. Das Allianzwappen Kaiser Karls IV. und seiner dritten Gemahlin Anna von Schweidnitz über dem monumentalen Hauptportal liefert uns eine Datierung für den aufwändigen Mittelteil der Westfassade zwischen beiden Türmen um 1355. Die prachtvoll gestaltete Rosette weist dabei auf Vorbilder an nordfranzösischen Kathedralen. Mit der Vollendung des Südturms um 1400 dürfte der Neubau abgeschlossen gewesen sein. Bereits zu dieser Zeit war die Kirche für die auf allen Gebieten expandierende Stadt schon wieder zu klein geworden und besonders die finanzkräftigen Handelsfamilien drängten auf eigene Familienkapellen.
In einem weiteren Schritt wurde deshalb um 1391 die bisherige Außenwand der Seitenschiffe ausgebrochen und an der Stirnseite der Strebepfeiler eine neue Wand eingezogen, deren Fenster nun die gesamte zur Verfügung stehende Breite einnahmen. Am Fugenschnitt können wir bis heute die Nachträglichkeit dieser Baumaßnahme nachvollziehen.
Zur nächsten Baumaßnahme blieb wieder nur kurze Zeit. Die Motivation dazu ging von der Schwesterkirche St. Sebald auf der nördlichen Seite der Pegnitz aus, die zur Steigerung des Kults um ihren Kirchenpatron längst einen Hallenchor erhalten hatte. Mit den in St. Lorenz befindlichen Gebeinen des Herriedener Abtes Deocar und dem Neubau wollte man nun nicht länger hinter der Konkurrenz zurückstehen. So wurde 1439 mit dem Bau eines spätgotischen dreischiffigen Hallenchores nach den Plänen von Konrad Heinzelmann und in Anlehnung an den Chor des Heilig-Kreuz-Münsters zu Schwäbisch Gmünd begonnen. Um die Kirche möglichst lange ungestört benutzen zu können, begann man mit dem Neubau im Osten und führte ihn um den alten Chorabschluss herum. Nach dem Tode Heinzelmanns im Jahr 1454 setzten in rascher Abfolge die Baumeister
Konrad und Matthäus Roritzer sowie, ab 1466, Jacob Grimm den Bau des Hallenchores fort, wobei jeder dieser Baumeister die ursprünglichen Pläne Heinzelmanns mit eigenen Ideen ergänzte. Zum Osterfest 1477 wurde der neue Hallenchor eingeweiht, wie noch heute eine monumentale Wandinschrift im Kircheninneren bezeugt.
Eine letzte größere Baumaßnahme an der Sakristei durch Hans Beheim zwischen 1517 und 1519 wurde nur für das Innere wirksam.

Von der Reformation bis ins 20. Jahrhundert

Ein besonderer Einschnitt in der Geschichte Nürnbergs war die Einführung der Reformation im Jahr 1525, die durch die Unabhängigkeit der Stadt, auch im kirchlichen Bereich, ermöglicht wurde. Einen Bildersturm hat Nürnberg nicht erlebt, so sind die Kunstwerke und Altäre in der Lorenzkirche erhalten geblieben. Nach der Reformation blieben Instandsetzungsarbeiten weitgehend auf das nötigste beschränkt. Als die hochverschuldete Reichsstadt 1806 dem Königreich Bayern einverleibt worden war, mag für derartige Bauaufgaben weder Geld noch Interesse vorhanden gewesen sein. Der Maßwerkkranz der Rosette war bis 1816 so schadhaft geworden, dass man ihn jedenfalls kurzerhand abschlug. Erst ein halbes Jahrhundert später, zwischen 1861 und 1866, wagte man sich an seine Rekonstruktion. Der durch einen Brand am 6. Januar 1865 restlos zerstörte Helm des Nordturms wurde binnen Jahresfrist formgetreu in Eisen rekonstruiert.
Diese punktuellen Maßnahmen änderten nichts daran, dass sich das Äußere zur Jahrhundertwende in einem katastrophalen Zustand befand. Josef Schmitz und Otto Schulz begannen 1903 ein Restaurierungswerk, das auf den neuesten Theorien der Denkmalpflege aufbaute und bis heute vorbildlich geblieben ist. Dabei wurde nicht mehr beliebig erneuert, sondern der genaue Baubefund in das Restaurierungskonzept einbezogen. Außerdem wurde nicht mehr nur auf die Ästhetik der Oberfläche geachtet, sondern auch auf den Zustand der Grundsubstanz.

Zerstörung im 2. Weltkrieg und Wiederaufbau

Ab dem ersten Kriegsjahr des 2. Weltkrieges wurden nach und nach alle Kunstschätze der Lorenzkirche einschließlich der wertvollen Glasgemälde ausgebaut und in verschiedenen Bergungsorten (z.B. dem Kunstbunker unter der Burg) verwahrt. Das Sakramentshaus und das Hauptportal wurden mit einer schützenden Betonmauer umgeben. So konnte mit Ausnahme des oberen Drittels des Sakramentshauses und einiger Totenschilde fast der ganze Kunstbesitz der Kirche gerettet werden.
Durch Luftangriffe, besonders 1943 und 1945, wurde die Kirche stark beschädigt. Die Dachwerke von Langhausmittelschiff und Hallenchor waren bis auf wenige Reste zerstört, die Gewölbe des Chorumgangs sowie des Langhausmittelschiffs eingestürzt, ebenso wie Teile des Strebewerks. Die Türme wiesen vielfach Einschusslöcher auf. Der rekonstruktive Wiederaufbau begann noch im Sommer 1945 mit der Schutträumung. Unter der Leitung von Julius Lincke wurde bis Herbst 1949 das Langhaus wiederhergestellt, im Anschluss daran der Chor wieder mit einem Dachstuhl versehen und eingewölbt.
So konnte, nach nicht einmal sechs Jahren Bauzeit, am 10.08.1952 – dem Laurentiustag – der erste Gottesdienst in der wiederhergestellten Kirche gefeiert werden. Linckes Schüler und Nachfolger Georg Stolz rekonstruierte ab 1956 die oberen Abschlüsse der Chortreppentürmchen sowie den Chorgiebel und beseitigte die Schäden an der Westfassade. Seither wird ein kontinuierlicher Bauunterhalt betrieben.

St. Lorenz heute

Die St. Lorenzkirche ist nicht nur Nürnbergs größter und bedeutendster Kirchenbau, mit ihr wurde auch ein wichtiges Stück abendländischer Architekturgeschichte geschrieben. Mit der reichen Westfassade, ihrem Licht durchfluteten Hallenchor und unzähligen bedeutenden mittelalterlichen Kunstwerken präsentiert sie sich etwa 700.000 Besuchern pro Jahr als einzigartiges gotisches Gesamtkunstwerk. Um Bauwerk und Kunstgut auch weiterhin in einem guten Zustand zu erhalten, sind jährliche
Aufwendungen in Höhe von ca. 350.000 Euro notwendig. Der Erlös aus dem Verkauf dieses Modellbaubogens soll einen kleinen Beitrag dazu beisteuern.
(Der Text ist der Rückseite des Modellbogen-Titelblattes entnommen und wurde seitens der Vewaltung der evangelischen Kirchengemeinde, Nürnberg zur Verfügung gestellt)

Maße der Kirche
Gesamtlänge: 91,70 m
Gesamtbreite: 30,70 m
Mittelschiff Gewölbehöhe: 24,20 m
lichte Weite: 10,40 m
Seitenschiff Gewölbehöhe: 11,50 m
lichte Weite: 5,90 m
Hallenchor Gewölbehöhe: 24,20 m
lichte Weite: 28,60 m
Türme Nordturm-Höhe 81,30 m
Südturm-Höhe 81,10 m

Bildergalerie – 98 Fotos zur Modellmontage (alle Fotos © Ricardo Leite)