Isartor (München)

Isartor 1:220 (Thomas Pleiner / A.W. Waldmann, München – 1987)

Leider kann ich anhand der mir vorliegenden Quellen die Urheber der beiden im folgenden wiedergegebenen Texte nicht benennen.   Aber wegen ihrer geschichtlichen Bedeutung
und dem allgemeinen Interessen seien sie hier
dennoch gezeigt.
Die Geschichte des Isartors I
Unbekannter Verfasser (© beim Herausgeber)
Die Geschichte des Isartors II
Unbekannter Verfasser
© Sammlung des historischen Vereins
ZITAT:
Als letztes Tor der Ende des 13. und Anfang des 14. Jh. erweiterten Stadt wurde das Isartor, früher auch Taltor oder Zolltor genannt, 1337 vollendet und mit einer Wache besetzt. Nach der Kammerrech-nung ist auch der Name des ersten Torwächters bekannt, Brettschleider, nach der heutigen Schreib-weise, der zu Pfingsten 1337 seinen Posten bezog.
Im 15. Jh. zwischen 1429 und 1499 erfolgte aus Angst vor einem Krieg (Hussitenkriege) ein weiterer Ausbau der Stadtbefestigung, die Anlage des Zwingers (Zwinger = der zwischen der inneren und äußeren Ringmauer einer mittelalterlichen Stadtbefestigung liegende Umgang), der zweiten äußeren Mauer und des Grabens.
Bis etwa 1820 waren von diesem Zeitpunkt an die niedrigen Flankentürme des Isartors mit dem ursprünglich 40 Meter hohen Hauptturm durch einen Torzwinger (Barbarkane = Vorwerk zur Verteidigung des Burg- oder Stadttors) untereinander verbunden.
Zur gleichen Zeit wurde auch das Isartor in die kräftige, bunte Bemalung der Stadtmauer mit einbezogen, welche die Stadtbefestigung im 15. Jh. erhielt. Der Hauptturm war mit waagerecht liegenden Rauten in den Stadtfarben SchwarzGelb bemalt.
     

Das Isartor hatte unter den Münchner Stadttoren eine Sonderstellung, hier war der Stadteingang der Salzstraße, die für die wirtschaftliche Bedeutung Münchens so wichtig war. Der Hauptturm des Isartors diente zur allgemeinen Überwachung und Kontrolle aller ankommenden Reisenden. An der wichtigsten Zufahrtsstraße gelegen, war an dieser Stelle auch das erste Münchner Hauptzollamt, im obersten Stock die Magazinräume, im ersten Stock die Amtszimmer für die beiden Stadtzöllner, denen die Verwaltung der fünf Zollkassen oblag.Auch festliche Einzüge in die Stadt nahmen bei diesem Tor ihren Anfang, so als für den feierlichen Empfang der Stadt im „Rosengarten“ am 10. Juni 1530 Kaiser Karl V. in München einzog. Im 30-jährigen Krieg kam am 17.5.1632 Gustav Adolf mit dem W interkönig Friedrich v. d. Pfalz durch das Isartor in die Stadt.
Am Tor selbst erfolgten wiederholte Umbauten, wie man am Stadtmodell von Jakob Sandtner und auf verschiedenen Bildern, zum Beispiel auf dem großen Ölbild von Bernardo Belotto (genannt Canaletto) von 1761 sehen kann. 1791 unter Kurfürst Karl Theodor – wurde die Festungseigen-schaft . . . (rest der Quelle unleserlich).

Der Magistrat lehnte im Februar 1832 dieses Unternehmen als „sehr kostspielig und sehr zwecklos“ ab, das Verkehrshindernis werde, nach dem allgemeinen Wunsche, doch einmal abgebrochen. Darauf teilte die Regierung des Isarkreises dem Magistrat am 6. November 1832 mit: „Seine Majestät, der König, habe zu beschließen geruht, das IsarThor dahier auf allerhöchst eigene Kosten herstellen zu lassen.“ Die Wiederherstellung des Isartors durch Gärtner 1833-35 war die einschneidendste Baumaßnahme seit der Entstehung.
Im April 1833 begannen die Arbeiten. Bereits am 11. Oktober 1835 wurde der 75 Fuß lange und 8 Fuß hohe Gemäldefries enthüllt, den der Historien-maler Bernhard Neher gemalt hatte. H. Reidelbach schildert uns die Restaurierungsarbeiten: „Auf eine Anregung des Malers Peter Cornelius ließ König Ludwig das fast zur Ruine gewordene Isarthor durch Gärtner auf Kosten der Kabinettskasse mit einem Aufwand von 25.858 fl. restaurieren. Die schadhaf-ten Stellen wurden ausgebessert, die Seitentürme erhielten Zinnen und Wappen der Familien, die sich in der Schlacht bei Ampfing auszeichneten. Der mittlere Hauptturm wurde mit den beiden vorderen Türmen durch eine Mauer zum Burghof verbunden. In diesem sollten Szenen aus dem Leben der vier merkwürdigsten Herrscher Bayerns in Fresko gemalt werden, die aber nicht zur Ausflührung gelangten. Dagegen stellte Bernhard Neher über dem östlichen Haupteingang in einem 2 Meter hohen und 20 Meter langen Freskogemälde den Siegeseinzug Kaiser Ludwigs 1322 nach der Schlacht bei Ampfing dar. Von Jünglingen und Burgfrauen wird das Tor geschmückt, durch welches der Magistrat und die Geistlichkeit dem Kaiser entgegensehen.
Herold und Feldmusik voran, empfangen von blumenstreuenden Frauen und Kindern, reitet der Kaiser im kaiserlichen Festkleid, Szepter und Reichsapfel in der Hand, auf einem Schimmel einher. Ihm folgen der Erzbischof von Mainz, der König Johann von Böhmen und Herzog Heinrich von Niederbayern, sodann die Feldhauptleute des Kaisers und zuletzt eine Gruppe gefangener Österreicher und deren Rosse. Klar und deutlich komponiert, sicher und trefflich in der Zeichnung und infolge einer neuen Restauration (188 1) auch wieder frisch in der Farbe, gereicht dieses Bild dem Thore zur großen Zierde. Aufbesonderen Wunsch des Königs wurden in den Köpfen der Magistratspersonen die Porträts des Malers Neher, des Architekten Gärtner und Dr. Ringseis, der Gebrüder Eberhard u. a. mit verewigt. Zwei gemalte Medaillons mit der hl. Maria als Landespatronin und dem hl. Benno als Stadtpatron über den beiden Seiteneingängen und die Statuen des hl. Michael und Georg von Konrad Eberhard zu beiden Seiten der Haupteinfahrt vollenden den Schmuck des Gebäudes, das durch die Restauration die Weihe eines Nationaldenkmals erhielt.“ Trotz dieser aufwendigen Wiederherstellung des Tores drohte nach der Reichsgründung 1871 nochmals der Abbruch.
Das um 1850 stark verwitterte Fresko Nehers war 1881 weitgehend zerstört, so dass es damals von Lindenschmits Schülern Paul Wagner und Gottfried Boß mit Keimscher Mineralfarbe als Reproduktion des Originals völlig neu gemalt werden mußte. 1911 erfolgte eine neuerliche Restaurierung. Im zweiten Weltkrieg erhielt das Isartor erhebliche Zerstörungen. 1971/ 72 erfolgte im Auftrag der Stadt und im Einvernehmen mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege von der polnischen Firma PKZ (Staatliche Werkstätten für Denkmal-pflege) eine gründliche Restaurierung des Freskos. Seit 1959 ist im Südturm des Isartors das Valentinmuseum und seit 1972 im Nordturm das Volkssängermuseum untergebracht.
ZITATENDE

  ZITAT:
(Die Münchener) Befestigungsanlagen wurden im frühen 19. Jahrhundert allmählich abgetragen, mit ihnen auch die den Torturm unmittelbar flankierenden Häuser und die den Torhof seitlich begrenzenden Mauern. In diesem Zustand zeigen das Tor u. a. ein Olbild von Joseph Carl Cogels von 1824 – das Gelände zwischen den Türmen ist hier noch unwegsam und nicht eingeebnet (vielleicht mit künstlerischer Freiheit »malerischer« dargestellt als in Wirklichkeit) – und ein Aquarell Heinrich Adams von 1829 mit schon eingeebnetem und vom Verkehr belebten Terrain Nördlich des alten Tores ist auf dem älteren Bild im Hintergrund noch ein runder Eckturm der ehemaligen Zwingermauer zu sehen; auf Adams Darstellung wird er durch einen stattlichen klassizisti-schen Häuserblock verdeckt, der im 2. Weltkrieg zerstört wurde. Südlich des Tores war auf dem ehema-ligen Zwingergelände 1812 das Isartortheater entstan-den, das gleichfalls im Krieg zerstört und später ab-getragen wurde.
     

Den traurigen Zustand des Gebäudes schilderte Destouches 1827 wie folgt: »Ist das Isarthor dergestalt gänzlich geöffnet worden, daß zu beiden Seiten desselben so wie durch das Thor selbst immer offene Eingänge in die Stadt führen, und das Thor selbst mit seinem großen und hohen viereckigen Thurme in seiner dermal ganz isolirten zwecklosen Lage täglich seine gänzliche Niederlegung erwartet.«

Das Für und Wider um den Abbruch spiegelt sich in Felix Baums fingierten »BürgerGesprächen über Polizei- und Gemeinde-Verwaltung« von 1831, in denen ein Bürger ausführt: »Eine zum Theil übertünchte Ruine … seit mehreren Jahren, mit der es weder vor nach rückwärts will und die sich nicht entschließen kann, selbst einzustürzen. Nun an den beiden Durchgängen läßt es sich doch ernstlich dazu an: darum hat man auch wohl auf beiden Seiten Passage eröffnet, für diejenigen, die kein gutes Gewissen haben. Die Durchfahrt gleicht einer Mäusefalle, und doch muß alles Fuhrwerk auf diesen frequentesten aller Zugänge sich dort hindurch drängen! Wer sollte glauben, durch diese armselige Pforte in eine so glänzende Residenz einzuziehen!« Dem entgegen fordern andere Ge-sprächspartner »Respect vor den Alterthümern, die ohnehin immer mehr verschwinden«, und nennen das Tor »ein Wahrzeichen, wie manche andere Städte dergleichen aus alter Zeit tragen, z. B. Nürnberg, Weilheim etc. «

Die Rettung des Tores ist einzig und allein König Ludwig I. zu verdanken. Am 8. September 1831 schrieb er aus Berchtesgaden an Bürgermeister Jakob Klar, er wünsche die Instandsetzung des Tores und daß die drei Türme untereinander wieder mit Mauern verbunden würden. »Den Entwurf dazu soll Professor Gärtner fertigen.« Am3. Februar 1832 erhielt der Magistrat durch Ministerialreskript »den Auftrag, einen Entwurf darüber vorzulegen, auf welche Weise die getrennten Theile des Isarthores wieder in Verbindung gebracht werden könnten, wodurch das Ganze nicht allein an Festigkeit gewinnen, sondern auch dem ästhetischen Sinne entsprechender würde,welcher in allen Theilen der Stadt gleichmäßig ausgebildet werden Soll.«
Am 14. Februar lehnte jedoch der Magistrat dieses Unternehmen als »sehr kostspielig und sehr zwecklos« ab – das Verkehrshindernis werde »nach dem allgemeinen Wunsche doch einmal abgebrochen« . Auch die Gemeindebevollmächtigten baten am 28. Februar den Magistrat, der Stadt möge das Bauunter-nehmen erlassen werden, und forderten, »daß diese Thürme, welche in ästhetischer Beziehung keinen angenehmen Anblick gewähren, welche überdieß dem in dieser Gegend lebhaften Verkehre hinderlich sind, bald möglichst demolirt werden möchten.« Daraufhin teilte die Regierung des Isarkreises dem Magistrat am 6. November 1832 mit, »Seine Majestät der König habe zu beschließen geruht, das Isar-Thor dahier auf allerhöchst eigene Kosten herstellen zu lassen«
– wofür er ein überschwengliches Dankschreiben des Magistrats erhielt.

Über die geplanten Arbeiten schrieb der Architekt Friedrich von Gärtner am 12./16. April 1833 dem befreundeten Bildhauer Joh. Martin Wagner: »Ueberdieß haben Se Mst mich mit der Restauration des Isarthores beauftragt welches eine alte Ruine aus der Zeit Ludwig des Bayern ist jedoch mit so wenig Geld unterstützt daß ich nicht weiß wie ich daraus kommen werde. Nämlich der K. fragte mich wie viel es kosten könne den hinteren Thurm der sehr baufällig ist zu erhalten und mit den vorderen Thürmen und der ganz zerfallenen Mauer zu verbinden. Da ich nie darüber nachgedacht so konnte ich keine Summe angeben. Ein früheres Project welches zum Theil schon ausgeführt und wieder eingerissen ward zu dem nämlichen Zweck war auf 38 000 f veranschlagt. Der König bemerkte diese Summe sey zu viel ich sollte einmal darüber nachdenken. Ich besah das Thor und glaubte mit 25/m durchzukommen, machte hiezu eine Zeichnung und nun gibt mir der König nicht mehr als – 15,000! Damit muß ich auskommen! Das Wie weiß ich noch nicht allein um ihm zu willfahren kann ich nichts anderes thun. Mit der Zeit soll das Ganze in fresco bemalt werden in Rücksprache mit Cornelius. Ueber den Haupt Eingang a kommt daher ein 8′ hoher 70′ langer Fries mit dem Einzug Kaiser Ludwigs in München nach der Schlacht von Ampfing. Ueber die beiden Eingänge bc zwey Medaillons mit der heil. Maria als Land, und dem heil Benno als Stadtpatron zwischen beyden d u. e zwey Statuen des hell. Michaels u hl. Georgs als Vertheidiger der Stadt von Eberhard ausgeführt. Dieß muß auch noch im Lauf des Sommers hergestellt werden, d. h. der architektonische Theil. Den hinteren Thurm verbinde ich mit einer Mauer gleich einem Burghof. In diesem sollen Szenen aus dem Leben der 4 merkwürdigsten Herrscher Bayerns in fresco gemalt werden. Max I Churfürst Albrecht V. Max Jos. I u Lud. I. Auf den zurückstehenden Thurm kommt ein Gemälde die h. 3 Könige vorstellend, und oben an den Zinnen will ich die Wappen der Familien anbringen die sich in der Schlacht von Ampfing auszeichneten.«

Die Wiederherstellung des Isartores durch Gärtner 1833-35 war die einschneidendste Baumaßnahme am Tor seit seiner Entstehung – sie hat dem Bauwerk ein großenteils neues, romantisches Gepräge gegeben, das in wesentlichen Zügen noch bis heute erhalten ist. Die Arbeiten begannen im April 1833 Bereits 1834 konnte G. K. Nagler von dem »seit kurzem neuerstandenen Isarthore« berichten: »Die drei Thürme dieses Thores standen so lange als Ruinen und den Einsturz drohend da, bis See Majestät König Ludwig den Beschluß faßte, es in der gegenwärtigen Art ausbauen zu lassen. Es sieht der Einfahrt in eine mittelalterliche Burg ähnlich, und wird mit Freskomalereien ausgeschmückt werden, wozu Hr. Neher bereits die Cartons gemacht hat.«
Im Festkalender zum 25. Jubiläum des Oktoberfestes im folgenden Jahr wird dann bereits von der Enthüllung des 75 Fuß langen, 8 Fuß hohen Gemäldefrieses am Sonntag, dem 11. Oktober 1835 berichtet, den der Historlenmaler Bernhard Neher 32 aus Biberach im Frühjahr des Vorjahres begonnen und im Herbst 1835 vollendet hatte; von diesem monumentalen Bilde abgesehen seien noch die Flankentürme mit den 32 Wappen der Teilnehmer an der Mühldorfer Schlacht und der Mittelturm mit den Wappen von Bayern und München geschmückt worden. ZITATENDE