Schloss Blatná

Eine der angenehmsten Dinge besteht (für mich) in der Vorstellung von Modellbogen, die einerseits nur noch antiquarisch zu bekommen sind (wenn überhaupt) und andererseits einen weiteren, tiefen Einblick in das künstlerische Schaffen der gestalterischen europäischen Kartonmodell-Designer Topliga gibt.
Wozu – darüber kann es nicht den geringsten Zweifel geben – der tschechische Architekt Richard Vyškovský gehört.

Sein Lebenswerk wurde bis Ende März 2010 in Prag mit einer sehenswerten Ausstellung gewürdigt (Siehe hier http://www.muzeumkarlovamostu.cz/akce/mu…yskovskeho/%20/ LINK NICHT MEHR GÜLTIG (17.12.2018)

Daher freue ich mich sehr darüber, heute den Modellbogen »Schloss Blatná« vorstellen zu können . . .


© 2006 David Paloch – Diese Datei ist lizenziert unter der Creative Commons-Lizenz Attribution ShareAlike 2.5

Technische Beschreibung des Modellbogens:
Modell: Schloss »Blatná«
Maßstab: 1:150
Konstrukteur(e) / Binnengrafik: Richard Vyškovský
Format: 240 x 330 mm
Seiten: 10 Blatt Modellbogen + 6 Seiten Cover
Anzahl der Teile: k. A.
Länge: ca. 550 mm
Breite: ca. 350 mm
Höhe: ca. 150 mm
Materialien: Modellbogen = ca. 200 g/qm Offsetkarton, Elfenbein
Druck: mehrfarbiger Offsetdruck
Verarbeitung: geschnitten, lose in Umschlag eingelegt
Gesamtgewicht: ca. 200 gramm
Herausgeber: Albatros / Prag
Hersteller: Albatros
Bestellnummer: k.A.
Erstveröffentlichung: 1987
Preis: (1987) 10 Kcs
Bezugsmöglichkeit: nicht mehr lieferbar

zitat aus Wikipedia
Das Schloss Blatná steht in der Stadt Blatná 60 km nordwestlich
von Ceské Budejovice im Jihoceský kraj, Tschechische Republik.

Die ursprüngliche Burg mit einer Kapelle entstand im 13. Jahrhundert.
Die erste schriftliche Erwähnung erfolgte 1235. Ab dem 13. Jahrhundert
gehörte die Burg den Bavoren von Strakonitz. Im 15. Jahrhundert zur Zeit
der Herrschaft des Zdeniek Lev von Rosental wurde die Burg in eine
Wasserburg umgebaut. Die Schwester des Lev heiratete Georg von
Podiebrad und wurde böhmische Königin. 1520 bis 1530 baute der
königliche Architekt Benedikt Ried Teile in ein frühes Renaissanceschloss
um. Einen weiteren Ausbau nahmen nach 1575 die Herren von Rozdražov
vor und ab 1695 die Herren von Serény. 1798 kaufte Hildprandt von
Ottenhausen das Schloss, dessen Familie es von 1850 bis 1856 von
Bernhard Grueber renovieren ließ. Das Schloss befindet sich noch heute in
den Händen der Familie.  Zu besichtigen sind orientalische Rokoko Emporsalons und Jagdzimmer.
Die meisten Zimmer sind mit Möbeln aus dem 19. Jahrhundert
ausgestattet. Die ältesten Teile der Burg ist die romanische Kapelle aus
dem Jahr um 1220. Aus der Zeit der Herren von Rožmitál stammen die
Wandmalereien im Rittersaal und das spätgotische Schloss.

Um das Schloss befindet sich ein großer Englischer Landschaftsgarten Park
mit hundertjährigen Bäumen. Das Schloss ist für Besucher zu besichtigen.
Quelle: Code: de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Blatn%C3%A1

Quelle: © Stadtverwaltung Blatná/CZ
Ergänzende, weiterführende links:
Code: zamky-hrady.cz/1/blatna.htm

Das Kartonmodell ist mit 10 Bogen im Format 24 x 33 cm recht umfangreich und zeigt die für Richard Vyskovsky übliche »dichte« Packung. … alle 10 Bogen (spasseshalber) mal nebeneinander: Zur Vorbeugung extrem niedrig aufgelöst. … aber eins nach dem anderen.

Das Modell erschien 1987 bei Albatros in Prag, dem bis dahin einzigen im „Westen“ bekannten und vertretenen tschechoslowakischen Modellbogenverlag.
Albatros existiert heute noch, befasst sich aber nicht mehr mit der Herausgabe von Modellbogen – siehe hier: Code: albatrosmedia.cz/en/albatros-en/

Eine spätere Auflage dieses Modells ist nicht verifizierbar und bei Erkotyp ist das Modell (noch) nicht wieder erschienen. Ob das Modell im Rahmen der abc-Hefte veröffentlicht wurde? Ein verkleinerter, aber ansonsten unveränderter Nachdruck von Blatna erschien in einer Modellbogen-Sonderausgabe von abc namens „Stoleti vystrihovanek“, Nummer 4 (2001).

Spätestens im Jahre 1987 hatten Modellbogen aus dem Hause Albatros Anschluss an die Produkte aus westlichen Verlagshäusern gefunden – unter technischen Aspekten. Gestalterisch hatte Richard Vyskovsky seit geraumer Zeit seinen eigenen Stil gefunden und konsequent entwickelt. Seine Art der Darstellung, die angenehme Reduktion von Details, verbunden mit seiner meist leicht überzogenen (im positiven Sinne) Farbführung erfreut Modellbauer seit vielen Jahren – bis heute.

Wie wohl bereits aufgefallen ist, verzichtet Richard Vysjkovsky bei diesem Modell vollständig auf plastisch darstellbare Stürze von Fenster und Türen. Nicht unbedingt ein Nachteil, obwohl ich persönlich mir einen etwas härteren Schatten in der grafischen Umsetzung von Fenster und Türen gewünscht hätte . . .

Die Darstellung des Natur-Bruchsteinmauerwerks ist hier künstlerisch absolut akzeptabel gelöst und wirkt im Rahmen des grafischen Gesamtkonzeptes angenehm. Dennoch wird ausnahmsweise die mit etwas unruhigem Pinsel dargestellte Steínstruktur dem „natürlichen“ Vorbild nicht 100%ig gerecht – das ist auch selbstverständlich keine Wertung sondern schlicht eine Beobachtung. Ähnliches ist auch bei anderen Burgmodellen derselben Schaffensphase festzustellen.

… etwas „kräftiger“ als im Vorbild, aber dennoch gut getroffen, das typische »Kaisergelb« böhmischer Architektur . . . Eine „Idee“ zu knallig das Rot vielleicht, da wird es ein leichtes sein, dies mit geeigneter Verwitterungsandeutung zu optimieren – so man es für notwendig erachtet.
Mit dieser Auswahl einiger Bogen und Montageskizzen komme ich zum Ende dieser kleinen Präsentation.
Wer immer dieses Modell in seiner Sammlung hat: Dieses Modell ist definitiv ein Kleinod! Die in sich geschlossene, ovale Burganlage zeigt nicht den sie umgebenden Wassergraben – wobei dessen Nachbildung sicher eine würdige Ergänzung zu diesem Modell wäre.
Interessant wäre vielleicht noch anzumerken:
Für die Popularität der ALBATROS-Modellbogen in Westdeutschland sorgte seinerzeit (Ab Anfang der 1980er Jahre) vor allem das Ehepaar Waldmann aus München.