Ausstellung Schloss Moyland April 2019
Erwin Heerich Zeichner, Bildhauer, Lehrender 1922 – 2004 | Link zur Kurzbiografie |
Ein Universum aus Karton – Kartonplastiken | |
Der Düsseldorfer Künstler Erwin Heerich war einer der Künstler, dessen Schaffen ich seit langem konstant verfolgte. Auch und nicht zuletzt wegen des von ihm bevorzugt verwendeten Materials. Zu den Heerich-Plastiken existieren isometrische Planungszeichnungen. Aber diese Zeichnungen sind nicht nur Konstruktionspläne, Aufrisse, sie haben eine eigene, ästhetische Qualität. Diese stellt sich vor allem im Zusammenhang her. Da wird einsichtig, dass es dem Bildhauer immer nur um ein Thema geht: Fläche und Raum oder, anders ausgedrückt, Fläche und Volumen. Heerich geht grundsätzlich von der zweidimensionalen Fläche aus, die er entweder benutzt, um illusionär, durch Zeichnung, einen dreidimensionalen Raum zu beschreiben, oder real, indem er sie durch Faltung zu einem dreidimensionalen Gebilde zusammenfügt. Die Plastiken die ihn berühmt gemacht haben, sind aus Karton, und dies ist nun einmal geradezu das klassische Material der Fläche. In Zeichnungen deutet Heerich aber noch eine weitere Dimension seiner Arbeiten an. Alle Plastiken bieten einen Einblick in das höchst komplexe Verhältnis von Masse und Volumen, von Innenraum und seiner Begrenzung sowie der Definition des Umraumes. Die geradezu dialektischen Beziehungen zwischen Masse und Volumen, Innen- und Außenraum erschließen sich allerdings vor allem in den Kartonplastiken. Das hat zweifellos mit der Grundidee der Heerichschen Arbeiten zu tun, daß ein Volumen ausschließlich durch eine es umschließende Fläche definiert wird. Bei einer der Kartonplastiken, auch wenn man sie nicht hochheben kann, käme man nie auf die Idee, es handele sich um eine entsprechende Masse, etwa aus Stahl oder Stein. Heerich hat in seinen besten Arbeiten auch immer wieder die Volumina differenziert beschrieben, etwa indem er sich eines Gitterwerkes bediente oder indem die Kuben, die meist die Grundfigur bilden, vielfach durchbrochen werden. Bei diesen Arbeiten ist der Hinweis auf die Architektur am deutlichsten. Heerich hat wohl gespürt und erfahren, daß er mit seinem Material und der eher spröden, konzeptionellen Arbeitsweise nicht über den Bereich der Kleinplastik hinausgelangen kann. Die Umsetzung in monumentale Dimensionen aber ist gerade bei seinen Arbeiten ein gewisser Widerspruch in sich. Rolf Wedewer weist in seinem Ausstellungskatalog zu Recht auf die „suggestive Monumentalität“ der Plastiken von Erwin Heerich hin, mit der dieser Bildhauer heute in der Kunst einen besonderen Platz einnimmt. Er hat mit diesen Arbeiten aus dem schon Leichtigkeit assoziierenden Material Karton, also Papier, bewiesen, daß die Bildhauerei sich nicht mit dem Problem der Masse, des Gewichtes – ohnehin meist vorgetäuscht – abmühen muß, sondern zu einer ganz anderen Definition des Raumes und des Volumens kommen kann. In gewisser Weise allerdings schließt diese Konzeption die Großplastik aus, es sei denn in der Umsetzung in die Architektur. Die Beispiele aus dem Bereich der Architektur, sowohl der außereuropäischen wie der modernen europäischen, liefern eigentlich die überzeugenden Beispiele dafür. Ein Teil der über 200 von Heerich geschaffenen Kartonplastiken werden in Dauerausstellung im Schloss Moyland gezeigt. Link zur Museumsinsel Hombroich:Stiftung Insel Hombroich – Museum Insel Hombroich – Kulturraum Hombroich | |
Quellenverzeichnis:
Wiedergabe der Bilder mit freundlicher Genehmigung des Museum Morsbroich | Weitere Links zum Leben und Werk des Künstlers
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